Buseck (siw). Die Sängervereinigung Eintracht-Germania Großen-Buseck feiert in diesem Jahr das 150-jährige Jubiläum. Der ursprünglich nur für die Jubiläumsfeier 1963 gegründete Frauenchor besteht heute noch unter dem Dach der Sängervereinigung.
Er begeht nun gemeinsam mit dem Männerchor das Doppeljubiläum mit einem Festabend am 15. Juni im Kulturzentrum. Tags darauf folgt ein Jubiläumsfrühschoppen. Für den 14. September laden die Chöre zu einem Mundartkonzert mit der Gruppe Kork aus Ruttershausen ein. Im Jubiläumsjahr ist die Sängervereinigung zudem Ausrichter des Kreisberatungssingens am 12. und 13. April, des Seniorennachmittags der Gemeinde Buseck am 20. Oktober und des Busecker Liederabends am 2. November.
Die Geburtsstunde des damaligen Gesangvereins Germania war durchaus nationalen Gefühlen geschuldet, denn sie schlug 1863 nach einer Gedächtnisfeier aus Anlass der Völkerschlacht bei Leipzig einige Jahre vor der Gründung des Kaiserreichs 1871. Fünfzig sangesfreudige Männer wählten Gutspächter Rudolph Güngerich zu ihrem Vorsitzenden. 1864 wurde die erste Vereinsfahne geweiht. Häufiger Dirigentenwechsel durch öfter versetzte Militärmusiker oder Lehrer prägten die ersten Jahrzehnte der Vereinsgeschichte. 1910 übernahm Konrad Nicolai den Dirigentenstab. Das 50-jährige Jubiläumsfest 1913 wurde in großem Stil begangen. Chronist Wilhelm Größer jun. schrieb dazu: »Wir Sänger können mit Stolz auf diese Tage zurückblicken. Aber auch getrost sehen wir in die Zukunft und geloben, rüstig weiterzuarbeiten an der Pflege des deutschen Liedes, getreu unserem Wahlspruch: Vorwärts immer, rückwärts nimmer!
Nazis lösten Vereine auf
Zwischen 1900 und 1918 gründeten sich Arbeitergesangvereine mit dem Vereinsnamen Eintracht im Busecker Tal, die sich beim 50-Jährigen der Germania, so steht es geschrieben, »gnädighalber am Ende des Festzuges einreihen durften«. Sie wurden gerade so geduldet und waren mancherlei Anfeindungen ausgesetzt. Ihr Wahlspruch lautete »Freiheit und Gesang, ein Leben lang«. 1934 wurde der Großen-Busecker Arbeitergesangverein, wie auch alle anderen Arbeitergesangvereine, von den Nazis zwangsaufgelöst. Die 1945 noch lebenden Sänger des Arbeitergesangvereins Großen-Buseck fanden ihre gesangliche Heimat im GV Germania Großen-Buseck, der sich fortan Sängervereinigung Eintracht-Germania nannte.
Konrad Nicolai wurde 1922 von Karl Sommerlad abgelöst, ein Jahr später übernahm Albert Kasten die Chorleitung. Seine Nachfolge trat 1936 Rudolf Nicolai an. Als sich dieser 1980 auf das Altenteil zurückzog, übernahm Karl Becker für 23 Jahre die Leitung der Chöre. Seit 2004 ist Renate Schygulla Chorleiterin beider Chöre.
Die einstige Vorsitzende des Frauenchors, Lotti Köhl, und der Vorsitzende des Männerchors, Erwin Diehl, wurden 1987 während der Feier zum 25-Jährigen des Frauenchors mit den Ehrenbriefen des Landes Hessen ausgezeichnet. Anfang Juli 1988 feierte die Eintracht-Germania das 125-jährige Jubiläumsfest, das mit einem Liederabend mit 28 benachbarten Vereinen am Freitag begann und mit einem Frühschoppen am Montag endete. 1990 zählte der Männerchor 140 Mitglieder (Aktive und Passive), 2012 waren es nur noch 80. Inzwischen ist der Frauenchor mit 84 Mitgliedern, davon 34 Sängerinnen, größer als der Männerchor, der nur noch über 24 Stimmen verfügt. In den 80ern bis heute unternahm der Verein neben Tagesfahrten auch Mehrtagesfahrten nach Ungarn, Tschechoslowakei, Ostdeutschland, Polen, Italien, Österreich, Bayrischer Wald und Belgien. Neben Auftritten zu den verschiedensten Anlässen gehört traditionell die Ausrichtung der Kinderfaschings und seit 2007 das Winterglühen am Backhaus (zuvor Weinfeste) zum festen Programm der Sängerinnen und Sänger.
Hauptsächlich auf der Grundlage der Festbroschüre zum 125-Jährigen hat Erich Hof eine informative Chronik verfasst, die bebildert in den nächsten Wochen in den amtlichen Bekanntmachungsorganen der Gemeinde Buseck veröffentlicht werden soll.
Frank Steinmüller ist Vorsitzender
Der Vorstand im Jubiläumsjahr – Männerchor: Vorsitzender Frank Steinmüller, stellvertretender Vorsitzender und Festpräsident Lothar Pfeiffer, Kassenwart Karl Döring, Schriftführer Erich Hof. Frauenchor: Vorsitzende Margot Jany-Milicevic, Stellvertreterin Monika Volk, Kassenwartin Sabine Fink, Schriftführerin Erika Scheld.